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Anders als gedacht

Inzwischen habe ich das erste Semester meines Medieninformatik-Studiums an der FH Wedel erfolgreich abgeschlossen und befinde mich aktuell im zweiten Semester. Durch diese erste intensive Studienphase kann ich nun deutlich besser einschätzen, ob mein gewählter Weg zu mir passt und wie die Studienrealität tatsächlich aussieht.

Was mich positiv überrascht hat, ist, wie viel ich in so kurzer Zeit gelernt und eigenständig umsetzen konnte. Trotz der recht kleinen Hochschule mit eingeschränkten Ressourcen habe ich bereits mehrere selbst entwickelte Programme realisieren können. Besonders begeistert bin ich von den medienbezogenen Modulen: Ich hatte die Möglichkeit, eigene Musikprojekte technisch zu produzieren und erste Kurzfilme selbst zu inszenieren. Solche praktischen Erfahrungen bestätigen mir immer wieder, dass mein Interesse an Medien und Technik fundiert ist und in der Lehre zumindest inhaltlich viel Potenzial steckt.

Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass das soziale Umfeld meiner Erwartungen bislang nicht gerecht wurde. Besonders als Medieninformatik- Student bin ich von einem sehr kleinen Jahrgang umgeben – wir sind gerade einmal fünf Studierende. Auch unter den allgemeinen Informatikstudierenden ist die Stimmung eher distanziert; es gestaltet sich schwierig, Anschluss zu finden. Das studentische Leben bleibt insgesamt auf der Strecke, was mich zunehmend beschäftigt. Ich hätte nicht erwartet, dass so viele Kommilitonen abbrechen oder die Hochschule wechseln würden, was das Gemeinschaftsgefühl weiter schwächt.

Ein großer Dämpfer war für mich die kurzfristige Abschaffung der Spezialisierung “SFX for Film & Film Bearbeitung” für die neue Einführung von ,,Video Marketing’‘ zu Beginn des zweiten Semesters. Gerade diese Spezialisierung war ein Hauptgrund für meine Wahl der FH-Wedel. Auch andere Module, auf die ich mich ursprünglich gefreut hatte, wurden aus dem Studienverlaufsplan gestrichen. Der Studiengang befindet sich offenbar im Umbruch, was bei einer ohnehin kleinen Medieninformatik-Ausrichtung weitere Verunsicherung schafft.

Zudem bemerke ich eine zunehmende Verlagerung der Inhalte in Richtung Game Development. Da unser Studiengang mit dem Studiengang “Computer Games and Technology” zusammengelegt wurde, liegt der Fokus nun stärker auf spielorientierter Entwicklung. Auch wenn diese Themen spannend sind, frage ich mich, ob es zukunftsorientiert ist, sich in dieser Richtung zu spezialisieren, gerade mit Blick auf die rasant voranschreitende Entwicklung von KI.

An der Hochschule selbst ist das Thema KI sehr präsent. In gestalterischen Modulen wie “Geometrische Modellierung” weisen Dozenten wiederholt darauf hin, dass viele der heute gelehrten Kompetenzen in wenigen Jahren durch KI übernommen werden könnten. Das ist ein Gedanke, der mich beschäftigt. Gespräche mit Absolventen zeigen zudem, dass viele Medieninformatiker am Ende in generischen IT-Berufen wie Frontend- Entwicklung landen, unabhängig vom Medienfokus.

Ich habe im ersten Semester insgesamt sechs Kurse belegt, davon vier bestanden, einen geschoben und einen nur teilweise geschafft: Zwar habe ich die Übungen zum Modul “Programmstrukturen 1” mit allen Aufgaben abgeschlossen, jedoch die Klausur nicht bestanden. Trotzdem bin ich stolz auf das, was ich bisher erreicht habe, und motiviert, mich weiter zu verbessern.

Die FH Wedel bietet aus fachlicher Sicht eine solide Informatikausbildung. Doch vieles andere kommt zu kurz. Das klassische Studentenleben existiert kaum, was für eine Hochschule dieser Größe zwar zu erwarten war, mich aber doch stärker trifft als gedacht. Laut Hochschulleitung schneidet die FH Wedel in Rankings gut ab, doch die Stimmung unter den Studierenden zeichnet ein anderes Bild. Viele sind Teil eines dualen Studiums und besuchen die FH auf Vorgabe ihrer Unternehmen. Für sie mag das Modell lohnenswert sein, doch für reguläre Studierende wie mich stellt sich zunehmend die Frage nach dem Verhältnis von Aufwand, Qualität und Kosten. Andere Hochschulen wie die HAW Hamburg oder HTW Berlin bieten ähnliche Inhalte bei besserer Ausstattung und deutlich geringeren Studiengebühren.

Aus diesem Grund ziehe ich aktuell einen Hochschulwechsel zum nächstmöglichen Zeitpunkt in Betracht, idealerweise zum Bewerbungsstart am 15. Mai. Sollte ein Wechsel nicht realisierbar sein, könnte ein Wechsel in ein duales Studium innerhalb der FH Wedel eine Alternative darstellen, da dies bis zum dritten Semester noch möglich ist.

Auch wenn mich vieles aktuell nachdenklich stimmt, bin ich dankbar für die Erfahrungen, die ich sammeln konnte. Die Selbstreflexion, die ich im Rahmen des Step Up-Stipendiums begonnen habe, setzt sich weiter fort und hilft mir, meine Entscheidungen fundiert zu treffen. Ich blicke offen auf neue Wege ob an der FH Wedel oder an einer anderen Hochschule.

Alfred

Stipendiat seit April 2024

«Verborgene Talente wurden ans Tageslicht gebracht, sowohl solche, die mir bewusst waren, als auch solche, die ich mir selbst nicht zugetraut hätte und dass, obwohl ich meine Beraterin vor den Gesprächen kaum persönlich kannte.»

Steckbrief


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