Logo: Step up!

Auf Wiedersehen, liebe Simone. Der Abschlussbericht

Was verbindet eine 20-jährige Studentin mit jenen wunderbaren Menschen, die hinter Step up! stehen? Im ersten Moment scheinbar nicht viel. Abgesehen davon, dass sie wegen eines Stipendienprogramms ein Stück ihres individuellen Lebens zusammen gingen. Was uns aber wirklich mit dem Rest der Welt, und uns somit verbindet, ist etwas, dass zwar die Weichen für unser restliches Leben gestellt hat, gerne aber aus unserem Gedächtnis gelöscht scheint. Unser erstes Erlebnis auf dieser Erde. Unabhängig von Zeit, Ort Hautfarbe oder Geschlecht haben wir alle das ein und dasselbe Erlebnis auf der Erde erfahren dürfen. Unseren ersten Atemzug. Ist es nicht faszinierend, wie wir alle auf die Welt kommen und doch jeder weiterhin auf seinem Planet zu wohnen scheint? Doch durch unsere Atmung bleiben wir miteinander verbunden. Mit uns, mit dieser Welt. Was wir auch immer erleben, sei es Freude, Trauer, Schmerz und Unterhaltung unser Atem und somit auch diese Verbindung ist stets da.

Für was aber atmen wir eigentlich? Um zu überleben? Gewiss. Aber kann das alles sein? Nein. Und mittels dieses Programmes verfestigte sich mein Glaube an das Verwirklichen meiner Leidenschaft – eben etwas in diesem Dasein zu erreichen, das weit über das blanke Überleben hinausgeht. Einen tieferen Sinn birgt. Einen Sinn, durch den die Verbindungen mit jedem verstärkt werden. Denn verwirklicht man sich erst selbst, so bereichert man auch die Leben seiner Mitmenschen.

Auf der Suche nach meinem Platz in der Welt erinnere ich mich gerne an jenen Tag im Step up! Büro zurück. Dort wurden Leistungs-, Motivations-, Präferenz-, Temperament- und Werteprofile von mir erstellt. Profile, mit denen ich mich ein Stück weit besser kennenlernen konnte. Rückblickend ist mein damaliges Ich nicht mehr mit dem zwei Jahre älteren Ich zu vergleichen – dennoch begleiten mich weiterhin einige Indikatoren und Zuschreibungen von damals. Engagement, Selbstständigkeit und Selbstkontrolle, die drei größten Motivatoren sehe ich weiterhin als meine Alltagsbegleiter an. In einem Alltag, der sich radikal zu dem damaligen einer Schülerin verändert hat.

Denn mittlerweile studiere ich im 2. Semester an der Universität Leuphana in Lüneburg. (*Niedersachsen ist eines der wenigen Bundesländer, wenn nicht sogar das einzige, das auch ein Studium mit Fachabitur ermöglicht).

Diese Hochschule fand ich nach späterem und erneutem Durchblättern meiner Unterlagen tatsächlich auch auf der mir empfohlenen Liste. Eine Liste, die einer noch orientierungslosen Schülerin wie mir einst sämtliche Universitäten aufzeigte, die aufgrund der empfohlenen Studiengänge infrage kamen. Und tatsächlich wurde die Einschätzung über ein potenzielles Studienfach von Step up! Realität – ich entschied mich dafür Kulturwissenschaften zu studieren.

Mit einem Blick auf mein Werteprofil war dies auch nicht abwegig: Kreativität, Begeisterung, Achtsamkeit, Leistung, und Beziehungen lassen sich dort prima vereinen – schließlich liegt mein Schwerpunkt auf Kulturorganisation und –kommunikation. Das erste halbe Jahr standen wir als Erstsemester zunächst aber vor der Herausforderung interdisziplinär zu studieren – dies bedeutet seinen „Major“ gar nicht zu haben, davor mit allen Studiengänger*innen zusammen unter dem Oberthema „Digital Futures“ Seminare zu besuchen. Jetzt, seit April jedoch, nehme ich an Sitzungen zu Themen wie beispielsweise „Fest, Festival und Festspiele – alternative Erlebnisräume?“, „Kulturmarketing“ oder „Paradigmen der Kulturwissenschaften“ teil.

Außerdem möchte ich ein sogenanntes „Gender-Diversity-Zertifikat“ machen, weshalb ich zusätzlich Kurse besuche.

Und auch wenn ich gute 700 km von meiner Heimat entfernt bin, bereue ich meine Entscheidung nicht. Die Universität bietet mir neben den Seminaren und Vorlesungen viele Initiativen, bei denen ich mich engagieren kann – und auch regelmäßig tue.

Erst kürzlich nach über einem halben Jahr Vorbereitung stellten wir, die sogenannten „Klimatänzer*innen“ eine „Silent Climate Parade“ auf die Beine. Die SCP ist ein stiller Tanzprotest für mehr Klimagerechtigkeit weltweit. Dafür werden normalerweise laute Einkaufsstraßen, zu leisen, politischen Bühnen und Menschen kommen wegen Musik, Tanz und Klimaschutz zusammen – nur eben still, da die Teilnehmenden über Funkkopfhörer verbunden sind, wo das Programm und die Musikeinlagen stattfinden.

Wie wichtig mir es ist, selbst in Aktion zu sein, stellte sich ja bereits damals heraus. Doch auch außerhalb von Niedersachen beteilige ich mich an diversen Projekten: Einerseits bei kulturweit – jenem Freiwilligendienst mit dem ich für ein halbes Jahr nach Polen ausreisen durfte – sowie bei Tandem, dem deutsch-tschechischen Koordinierungszentrum in Regensburg und Pilsen, wo ich an mehreren bilingualen Seminaren teilnehmen konnte. Ersteres ermöglicht mir ein Engagement im Jubiläumskomitee, das den diesjährigen 10. Geburtstag des Freiwilligendienstes mitorganisiert. Letzteres veranstaltet im Rahmen eines Projektes zu Erinnerungsarbeit mehrtägige Foren, die durch Juniorenteamer*innen, wie mir, begleitet werden. Alles praktische Dinge, die mir für mein späteres Berufsleben ein kleines Fundament aus Fähigkeiten, wie Teamarbeit, Selbstständigkeit und organisatorische Stärken zusammenbauen - und mein Temperamentprofil mit seinen Tendenzen zu Begriffen wie zum Beispiel Macher oder Enthusiast trifft, anhand der Beispiele, meiner Meinung nach immer noch zu.

Einzig die Extrovertiertheit und das sogenannte „Judging“ lassen sich vielmehr nur noch auf dem Papier, als in der Wirklichkeit finden. Ich verbringe viel mehr Zeit mit mir selber und schöpfe auch daraus Energie, um meinen Zielen im Alltag nachgehen zu können. Auch habe ich die planerische und geregelte Lebensweise vergleichsweise stark abgelegt und bewege mich explizierter im Bereich der Spontanität – etwas, dass ich solange beibehalten werde, bis sich dies vielleicht nicht mehr mit meinen inneren und äußeren Umständen vereinbaren lässt. Derzeit jedoch vermisse ich die Strenge einer Planung nicht.

Ich bin trotz meiner eher sporadischen Interaktion mit Step up! sehr glücklich über all das Wissen, die Hilfestellungen und die Entfaltungsmöglichkeiten, die mir an die Hand gegeben wurden. Die zweijährige Unterstützung endet hier für mich nicht und wird sich mental als Erinnerungen noch über diesen Zeitraum hinausziehen: Denn jene erweiterte Chancenwahrnehmung, den Mut meine Komfortzone zu verlassen und über den Tellerrand hinaus zu denken und zu handeln habe ich Step up! mit zu verdanken. Sie haben ihren wertvollen Beitrag zu meinen Entscheidungen und unvergesslichen Erlebnissen geleistet, die mich heute erst zu dem Menschen machen, der ich bin.

Ich bedanke mich aus tiefstem Herzen bei dem ganzen Step up! Team und hoffe (auch wegen der neuen, geringen, geografischen Distanz) auf eine weitere gemeinsame Zukunft, die sich in einer anderen Form zeigen wird. Doch auch diesen Veränderungen bin und bleibe ich positiv gestimmt. Denn Veränderungen sind ein Teilmaterial, aus dem Visionen gemacht sind. Visionen wie ich sie wegen meiner Zeit mit Step up! nun habe.

Simone_Schwartz_1

Simone

Stipendiatin seit April 2017

«Ich fühlte mich zum ersten Mal wirklich verstanden und unterstützt.»

Steckbrief


Verwandte Artikel

Simone ist wieder da und berichtet von ihrer Zeit in Polen

Es kommt immer anders als man denkt

Simone Schwartz erhält das "Höftmann-Stipendium"

Vorherige News

Let's do it!

Ich bin normalerweise kein Mensch, der schnell nervös wird oder aufgeregt ist. Doch an dem Tag, an dem ich vor dem großen Gebäude stand, in dem ich in ein paar Minuten empfangen werden sollte, war ich schon ...

Nächste News

Mit Step up! Rückenwind nach Münster

Von einer teils unsicheren Abiturientin zu einer stolzen Medizinstudentin? So oder so ähnlich könnte man meine letzten Monate zusammenfassen. Mitte Januar war ich heilfroh, durch den Beratungstag Rückenwind ...